Es brennt zu selten! Das hört sich für Außenstehende etwas zynisch an, ist aber in der Tat so. Zumindest, wenn man es aus der Sicht eines Atemschutzgeräte-trägers (AGT) sieht, der im Einsatzfall unter Atemschutz vorgehen muss, um das Feuer zu löschen.
Denn dass das nicht immer einfach ist, davon kann so mancher Feuerwehrmann ein Liedchen singen. Es gehört nicht nur eine gute und fundierte Ausbildung dazu, diese Einsatzsituationen sicher abarbeiten zu können, sondern, wenn möglich, auch gesammelte Erfahrung. Und diese Erfahrung zu erlangen ist in Zeiten modernster Bauverfahren und Baustoffen, sowie der geltenden Brandschutzgesetze nicht mehr so einfach.
Zwar hat sich die Anzahl der gemeldeten Brandereignisse in Deutschland in den letzten Jahren nicht großartig verändert (ca. 200.000), jedoch der Schadensverlauf eines Brandes. Durch die Art des Bauens und effektivere Alarmierungsmöglichkeiten (Handys, Heimrauchmelder) entwickeln sich Feuer nicht mehr so zerstörerisch und werden früher erkannt und gemeldet!
Das bedeutet für den Atemschutzgeräteträger einer Feuerwehr, dass er nicht mehr so oft zum Einsatz kommt.
Dieser Situation kann man dann nur noch durch Üben begegnen. Unterricht und Einsatzübungen begleiten die Feuerwehr das ganze Jahr. Will man jedoch effektivere Übungen absolvieren, muss man Möglichkeiten haben, die einem ein Brandereignis so wirklichkeitsnah wie möglich darstellen. Alleine die Nachahmung der bei einem Wohnungsbrand entstehenden Hitze von einigen 100°C ist ohne entsprechende Simulationsanlagen unmöglich. Diese Wärmeerfahrung ist aber elementar wichtig für einen Feuerwehrmann, der in eine solche Brandwohnung vorgeht. Hat er diese Erfahrung noch nicht gemacht, wird er womöglich beim Betreten der Brandstätte so überrascht, dass er sich nicht mehr weiter traut, weil er nicht weiß, ob das noch normal ist oder ob er schon zu weit vorgegangen ist.
Auch die immer besser werdende Technik, die dem Feuerwehrmann zur Verfügung steht, will beherrscht werden. Sogenannte Hohlstrahlrohre sind mittlerweile Standard bei der Feuerwehr. Es erfordert jedoch sehr viel Übung, um sie richtig anwenden zu können, damit sie auch ihre Vorteile voll ausspielen können. Dazu kommt noch das eigene Verhalten beim Vorgehen in einem unbekannten, heißen und verqualmten Raum, Suchtechniken, um vermisste Personen zu finden, und das Verhalten bei einem Atemschutznotfall.
Die Freiwillige Feuerwehr Baustert-Brimingen-Hisel hat es sich nun zum Ziel gemacht, diesem Umstand bei der Aus- und Fortbildung seiner AGT Rechnung zu tragen und war in dem neuen Atemschutzübungszentrum der Berufsfeuerwehr Düsseldorf zu einer Realbrandausbildung zu Gast. In einem 8-Stündigen Seminar wurden 14 AGT der Bausterter Wehr in Grundlagen des Innenangriffs, Schutzkleidung, Strahlrohrtraining und Wärmegewöhnung von 6 Ausbildern der BF Düsseldorf unterrichtet und angeleitet.
Mit drei Fahrzeugen startete der Tross um 05:15 Uhr in Baustert. In einem theoretischen Unterricht wurde den Feuerwehrleuten alles über die Entstehung, den Verlauf und die Bekämpfung eines Wohnungsbrandes, die Art und den Umgang mit ihrer Schutzkleidung, sowie den Umgang mit einem Hohlstrahlrohr näher gebracht.
Im praktischen Teil ging es dann zunächst an die Wärmegwöhnung. Zuerst wurden die Teilnehmer ohne ihre Schutzkleidung in einen ca. 250°C heißen Raum gebracht, anschließend mit Schutzjacke und -hose, Flammschutzhaube und Helm. Der Unterschied war frappierend. Die Uniformen schützen jedoch so gut, dass man darauf achten muss, nicht zu überheblich zu werden. Auf das Erkennen dieser Einsatzgrenzen wurde besonders hingewiesen.
Zum Abschluss wurden 6 Trupps á 2 Mann durch das gasbetriebene Übungshaus geschickt. Bewaffnet mit Strahlrohr und geführt von einem Ausbilder hatten sie verschiedene Szenarien der Brandbekämpfung abzuarbeiten.
Solche speziellen Übungsanlagen sind sehr aufwendig und teuer, daher nicht überall verfügbar. Da jedoch die Zahl der Interessenten für solche Seminare und damit der Bedarf stetig steigt, werden immer mehr Brandhäuser gebaut.
Eine Fortbildung wie diese ist natürlich mit einem hohen finanziellen und logistischem Aufwand verbunden. Es wurde ein Wasserführendes Fahrzeug, sowie Atemschutzgeräte und Masken benötigt. Ebenso mussten 20 Feuerwehrleute nach Düsseldorf und zurück transportiert werden. Dies war nur durch die Zuschüsse der Gemeinden Brimingen, Mülbach und Baustert, sowie der Unterstützung der Kameraden Rüdiger Müller (FF Dudeldorf) und Raimund Hammes (FF Sülm) von der Atemschutz-werkstatt aus Sülm, möglich. Dafür allen Beteiligten unser herzlichster Dank!
Zukünftig werden die Feuerwehren um solche Realbrandseminare nicht mehr drumherum kommen, denn sie werden immer mehr zum Standard in der Atemschutzausbildung. Bei der Finanzierung gibt es verschiedene Möglichkeiten und keine Anstrengung sollte zu groß sein, denn jeder Cent ist gut investiert. Es geht schließlich um die Sicherheit der Kameraden, die sich unentgeltlich in ihrer Freizeit in Lebensgefahr begeben, um Menschen zu retten!